Kreis Viersen. Bei einer Fortbildung erfahren Pädagogen, wie sie mit Schülern über Liebe, sexuelle Vielfalt, Verhütung und Aids diskutieren können

Von Birgitta Ronge

Pornos kennen viele Schüler heute aus dem Internet. Via Smartphone schicken Jugendliche einander Oben-ohne-Bilder oder Videos aufs Smartphone, deren Inhalt ihren Großeltern wohl die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Das Thema Sexualität sei überall präsent, im Unterricht wie auf dem Schulhof, sagt Klaus Neufeldt vom Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissen (GEW), Kreisverband Viersen, und Lehrer an der Gesamtschule Nettetal.

Für Lehrer und Sozialarbeiter, die mit Schülern im Unterricht oder in Gesprächen Liebe, Sexualität und Verhütung thematisieren wollen, bieten der GEW-Kreisverband Viersen, die GEW-Stadtverbände Mönchengladbach und Krefeld, die Gesundheitsämter und die Aids-Hilfe eine Fortbildung an. Nach Krefeld und Mönchengladbach findet die Veranstaltung in diesem Jahr in Viersen statt, teilnehmen können Lehrer der Sekundarstufen I und II aller Fachrichtungen sowie Sozialarbeiter aus dem Kreis Viersen, Krefeld und Mönchengladbach. Das Motto am Montag, 5. März: „Let’s talk about sex“. In den 1990er-Jahren war der Song der Gruppe Salt’n’Pepa ein Ohrwurm. Im Refrain heißt es weiter: „Let’s talk about all the good things and the bad things that may be“. Danach haben die Organisatoren auch das Konzept der Fortbildung ausgerichtet: In vier Workshops sollen Pädagogen und Experten über all die guten und die schlechten Dinge sprechen, die passieren können, wenn man Sex hat.

Gesundheitsdezernentin Katarina Esser (v.l.), Beate Guse, Alexander Marschner, Klaus Neufeldt und Anja Wiese stellen das Programm vor. FOTO: Ronge

 

Nach einem Impulsreferat zu den rechtlichen Grundlagen der Sexualerziehung beginnen die Workshops. Im ersten stellen Saskia Brock (Gesundheitsamt Kreis Viersen) und Robert Lierz (Aids-Hilfe Mönchengladbach/Rheydt) Methoden vor, die im Unterricht bei der Wissensvermittlung im Bereich Liebe, Sex und Zärtlichkeit helfen.

Im zweiten Workshop zu „Sexuelle Vielfalt“ geben Alexander Marschner (Aids-Hilfe Mönchengladbach/Rheydt) und Pia Günther (Aids-Hilfe Krefeld) einen Einblick in die Arbeit des „Schlau“-Teams, das an Schulen über Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle aufklärt. So erzählen Mitglieder des Teams Jugendlichen von eigenen Erfahrungen. „Unser Fokus liegt auf der Frage: ,Wie ist meine sexuelle Orientierung, meine Identität?'“, erklärt Marschner. Auch über alltägliche Diskriminierung ist Thema. Marschner: „Das meistverwendete Schimpfwort auf dem Schulhof ist immer noch ,Schwuchtel‘.“

Ein dritter Workshop beleuchtet Sprache und Kommunikation. Welche Wörter verwendet werden, um etwa Geschlechtsteile oder sexuelle Handlungen zu beschreiben, darüber müsse man sprechen, sagt Beate Guse vom Gesundheitsamt des Kreises Viersen. „Es geht um Reflexion, den eigenen Standpunkt“, so Guse. So müsse jeder Lehrer für sich die Frage beantworten, worüber er sprechen wolle und worüber nicht.

Der vierte Workshop informiert über HIV, Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten und ihre Behandlung. „Dabei ist es nicht nur wichtig zu erklären, wie man sich ansteckt, sondern auch, wie man sich nicht ansteckt“, so Guse.

Quelle: RP online, 19.01.2018,

http://www.rp-online.de/…/wie-lehrer-lernen-ueber-sex-zu-sprechen-aid