Weiße Fahnen, die mittwochs in den Fenstern von Grund- und Förderschulen im Kreis zu sehen sind, bedeuten, dass diese sich an der Aktion „Weiße Fahnen“ beteiligen und damit ein öffentliches Zeichen für Entlastung setzen. Also: Jeden Mittwoch weiße Fahnen oder Tücher in die Schulfenster!
Ein Bericht in der Rheinischen Post (31.01.2022) aus Viersen:
Pandemie – Schulen hissen die weiße Fahne
Kreis Viersen Der Kreisverband Viersen der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert Entlastung für die Grund- und Förderschulen. Land und Kommunen sollten zusätzliches Personal für die Coronatests für Schüler stellen
„Es reicht den Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Förderschulen, als Gesundheitsmanager das Testchaos an den Schulen zu regeln und zu verantworten“, sagt GEW-Kreisvorsitzender Björn Dexheimer. „Die Labore sind nicht in der Lage, die Menge zu bewältigen — und ohne deren Rückmeldungen gibt es keine sichere und schnelle Quarantäneregelung.“
Viele Lehrer fühlten sich als „Lückenbüßer“, die „für die Konzeptlosigkeit des Schulministeriums herhalten müssen“, berichtet der Gewerkschaftsfunktionär. Den Schulalltag zu organisieren und gleichzeitig dem Infektionsgeschehen Rechnung zu tragen, führe zu Mehrbelastungen. Immer mehr Lehrer hätten sich infiziert, erste Schulen im Kreis Viersen mussten in den Distanzunterricht wechseln. „Die Inzidenz der Schulkinder liegt seit Tagen über 1000, ganze Klassen werden nach Hause geschickt und Eltern haben aufgrund mangelhafter Rückmeldung keine Planungssicherheit, ob und wann die Kinder zurück in die Schule dürfen“, kritisiert der Gewerkschafter. „Als ersten Schritt brauchen die Grund- und Förderschulen vom Land und der Kommune Personal für die Durchführung der aufwändigen Testverfahren und die Aufgaben, die eigentlich das Gesundheitsamt übernehmen muss.“
Die GEW ruft die Schulen auf, ein öffentliches Zeichen zu setzen: Jeden Mittwoch sollen sie im Schulfenster die weiße Fahne hissen.
Ein Bericht in der Rheinischen Post (31.1.2022) aus unserem Nachbarkreis Mönchengladbach:
Weiße Fahnen an Schulen nach Test-Chaos
Schnelltests, Kontakte verfolgen, Unterricht für Kinder in Quarantäne: Die Lehrkräfte sind am Limit.
MÖNCHENGLADBACH |(gap) Es soll ein Zeichen sein für: „Der Akku ist leer“. Schulen hängen weiße Fahnen und Tücher auf, um darauf aufmerksam zu machen, dass Lehrer in der Pandemie an ihre Grenzen geraten sind. In Düsseldorf und Wuppertal hat der landesweite Protest bereits begonnen, vereinzelt machen auch Mönchengladbacher Schulen mit. Jetzt ruft die Lehrergewerkschaft GEW alle Grund- und Förderschulen in der Stadt auf, sich an der „Weiße-Fahnen-Aktion“ zu beteiligen. Testen, Kontakte verfolgen, Unterricht für Kinder in Quarantäne und alles dokumentieren und nachhalten – „die Aufgaben für die Schulen sind in der Corona-Pandemie immer mehr geworden“, berichtet Melanie Kuhlen von der Mönchengladbacher GEW. Die Kollegen an den Schulen seien stark belastet. Darum wolle man ein Zeichen setzen.
In der vergangenen Woche machten rund 70 Grund- und Förderschulen in Düsseldorf und Wuppertal auf die aktuelle Situation aufmerksam und hissten weiße Fahnen als Zeichen einer baldigen Kapitulation. Mit dieser symbolischen Aktion sollen Entlastung und mehr Unterstützung gefordert werden. Auch in Mönchengladbach schlossen sich mehrere Grundschulen an.
Dieser Protest soll nun jeden Mittwoch wiederholt werden und sich möglichst auf ganz Nordrhein-Westfalen ausweiten. „Darum rufen wir als GEW Mönchengladbach für den kommenden Mittwoch die Schulen auf, sich ebenfalls an der Aktion zu beteiligen. Wir brauchen Entlastung und kein zusätzliches Chaosmanagement des Schulministeriums“, sagt Melanie Kuhlen.
Sorge, Frust und Erschöpfung machten sich überall bemerkbar. Die Omikron-Welle verschärfe die Situation in den Grund- und Förderschulen nochmals. Immer mehr der Pool-Tests fielen positiv aus, und die Einzelergebnisse ließen immer länger auf sich warten, sagt die Lehrergewerkschafterin. Viele Familien müssten tagelang mit der Ungewissheit leben, welche Kinder aus einer Klasse betroffen sind. Jetzt komme auch noch die Umstellung von PCR-Rückstellproben-Tests auf Antigen-Schnelltests. Tatsächlich haben die Altersgruppen der Fünf- bis Neunjährigen und der Zehn- bis 14-Jährigen mit Abstand die höchsten Inzidenzen.
Und auch das kritisiert die GEW: „Die Handlungsanweisungen des Schulministeriums kamen wie immer erst am Vorabend des 26. Januars um 22.15 Uhr und galten bereits am nächsten Morgen zum Schulbeginn.“ Die Schulen wurden angewiesen, die Kinder der positiv getesteten Pools mit Selbsttests zu überprüfen. Ein qualitativ besseres Testverfahren werde durch ein weniger gutes Testverfahren überprüft und das in einer Situation, wo bekannt ist, dass positiv getestete Kinder in der Gruppe sind, tadelt die Lehrergewerkschaft.
Die Erfahrungen zeigten, dass Grundschulkinder in der Regel nicht in der Lage sind, die Teststäbchen so tief in die Nase einzuführen, wie es nötig ist. „Wie sollen 30 Kinder eines ersten Schuljahres es im Klassenraum mit einer Lehrkraft hinkriegen, das Stäbchen in die Nase zu führen, mehrere Tropfen in die Testvorrichtung zu tropfen und dann noch ein valides Ergebnis zu bekommen? Und wie werden die Beschäftigten in den Schulen dabei geschützt? Wo bleibt das vorausschauende Handeln des Schulministeriums?“, fragt die GEW.
Die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts um jeden Preis könne keine Lösung sein, zumal die Klassen sich weiter leeren wegen der hohen Infektionszahlen. Auch der Kranken- und Quarantänestand im Personal nehme ständig zu. Deshalb ruft die GEW Mönchengladbach die Grundschulen in Mönchengladbach, am Mittwoch, 2. Februar, zum Protest auf: „Hängt weiße Tücher aus den Fenstern und zeigt damit, dass es reicht! Eine Belastungsgrenze für die Kollegien, Kinder und Familien ist längst überschritten! Die Schulen brauchen jetzt Hilfe und Entlastung und keine nächtlichen Hau-ruck-Anweisungen!“
Quelle: RP online
siehe auch: Rheinische Post, Mönchengladbach kompakt, 31.01.2022,
https://rp-online.de … weisse-fahnen-an-schulen-nach-test-chaos